Freitag, 6. Dezember 2013

Mut zur Veränderung und zu neuen Chancen

Schon im Juni 2013 bezog der damalige Siemens-Chef Peter Löscher klar Stellung, als er der Politik vorschlug, die volatile erneuerbare Nutzung von Windenergie durch hocheffiziente Gas-und-Dampfkraftwerke auszugleichen, die weniger als die Hälfte der CO2-Emissionen eines neuen Kohlekraftwerkes erzeugen.
Ergänzend hierzu sind im dezentralem Umfeld noch die Blockhheizkraftwerke auf Basis von Bioenergie, Gas sowie zukünftig auch durch aus erneuerbaren Energiequellen erzeugtes Gas zu nennen.
Aktuell verfolgen einige Politiker alten Denkens aber eine rückwärts gewandte Wirtschaftspolitik mit der Vertretung der Interessen der Kohlewirtschaft. Deutschland benötigt für seine weitere Leistungsfähigkeit als Exportnation statt dessen eine auf die Zukunft ausgerichtete Wirtschaftspolitik mit der Beförderung von Innovationen, neuen Unternehmen und Arbeitsplätzen.
Wir brauchen neue innovative Köpfe als Quereinsteiger in der Politik, die schwierige Zusammenhänge einer zukünftig komplexeren Welt bezüglich neuer Chancen den Menschen darstellen können und verkrustete Strukturen und Lobbybereiche aufbrechen.
Es gilt sich zu engagieren. Wir brauchen keine Ausbaukorridore und Begrenzung, sondern wir brauchen Mut zur Veränderung mit vielfältigen Chancen für alle Akteure der Gesellschaft.

Mittwoch, 13. November 2013

Fragen und Lösungsvorschläge zur Energiewende

Auf welche Weise sollte die Politik ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Energiewende gestalten?

Um die ökologischen und energiepolitischen Ziele erfolgreich umzusetzen, gilt es die Säulen eines Gesamtkonzeptes zu bestimmen. Ihre Tragkraft basiert auf dem Gedanken, dass die Energiewende nicht nur als Pflicht und unter Kostenaspekten betrachtet werden sollte, sondern sich aus diesem historischen Prozess vielfältige neue Chancen für die zukünftige Wirtschaftskraft des Landes ergeben. Folgende Säulen identifizierte das E-Energy-Projekt moma in fünfjähriger Arbeit.

1.    Transformation und Gesellschaftliches Engagement
Der Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem muss alle Bereiche der Gesellschaft erfassen und erfordert eine interdisziplinäre Arbeit.

2.    Transparenz
Veränderungsprozesse erfordern Wissen über Zusammenhänge und wirtschaftliche Chancen für alle Beteiligten und nicht nur weniger Unternehmen.

3.    Subsidiarität und globale Verbundenheit
Chancen für vielfältige Beteiligte bieten die Erschließung von Energiepotentialen aus zentralen Lagen sowie auch die Erschließung dezentraler Erzeugungs- und Speicherpotentiale bei Bürgern und Unternehmen sowie Kommunen und Regionen. Dabei wird eine hohe Versorgungssicherheit weder allein durch ein zentralisiertes System noch durch regionale Egoismen entstehen. Ein zellularer Ansatz unterstützt dabei, Subsidiarität und globale Verbundenheit sowie Sicherheit und Datenschutz im Gesamtsystem zu erhöhen.

4.    Flexibilität
Vielfältige ausgleichende Flexibilitäten zur Beherrschung wachsender Komplexität mit neuer Vielfalt sowie mit neuen Vernetzungs- und Organisationsformen werden benötigt. Diese Flexibilisierung ist nur durch eine engere Interaktion zwischen Markt- und Netzakteuren zu erreichen, was gleichzeitig mit der Nutzung regionaler Flexibilitätsoptionen dazu dienen kann, die notwendigen Netzausbaukosten zu beschränken.

5.    Modernisierung
Das zukünftige Energiesystem erfordert die Modernisierung und erweiterte Vernetzung der Energieinfrastruktur (Smart Grids). Grundlage ist eine intelligente Gesamtkonzeption, die den Einsatz moderner und leistungsfähiger Informations- und Kommunikationslösungen voraussetzt.

6.    Regelwerk
Das aktuelle Marktdesign passt nicht zum Szenario eines nachhaltigen und dezentraleren Energiesystems. Ein zielgerichteter Umbau zu einer intelligenten Energieinfrastruktur sowie die Gestaltung energiewirtschaftlicher Rahmenbedingungen eines neuen Markt- und Systemdesigns fordern den Staat als Änderungskoordinator und Regelwerkgestalter.

Wie können die örtlichen Stromnetze so erneuert werden, dass mehr Produzenten dezentral ins Netz einspeisen können?

Das fossile und nukleare Energiesystem wurde insbesondere durch die zentralisierte Energiegewinnung sowie zentralisierte Steuerungsmechanismen und Systemverantwortung bestimmt. Daraus resultierte die gute Planbarkeit der Erzeugung. Das Verteilungsnetz stellte die benötigte Energie den Kunden unidirektional bereit, wobei der Kunde selbst im System eine passive Rolle spielte.
Ein hoher Beteiligungsrad am Energiesystem mit regionalen Ausgleich- und Austauschmechanismen wiederum führt zu einer zunehmenden Vielfalt von Energieflüssen unterschiedlichster Quellen und Energieträgerarten in der Verbindung von Strom, Wärme, Gas sowie den Treibstoffen des Verkehrs.
Dies ergänzt die zentrale Erzeugung zunehmend durch dezentrale Erzeugung, wodurch bidirektionale Energieflüsse entstehen.
Erneuerbare Energien bringen eine zunehmende Volatilität der Erzeugung in das Gesamtsystem, womit Planbarkeit abnimmt und neue Prognosemethoden erforderlich werden.
Die Kunden (Bürger und Unternehmen sowie Kommunen) im Energienetz als Erzeuger und damit als sogenannte Prosumenten wachsen in eine aktive Rolle, womit die Wertschöpfung in den Regionen gestärkt wird, aber gleichzeitig die Komplexität der Steuerung des Gesamtsystems sich erhöht.
Um diese Komplexität zu beherrschen entstehen neue Markt- und Netzfunktionen. Dies umfasst Demand Response-Verfahren zur anreizbasierten Verbrauchssteuerung, die Marktintegration erneuerbarer, dezentraler Energien in virtuelle Kraftwerke, neue Systemdienstleistungen im Verteilungsnetz in Interaktion mit Liegenschaften, neue Formen der dezentralen, automatisierten Regelung im Verteilungsnetz sowie neue Energiedienstleistungen (Smart Metering, Anlagen-Contracting, usw.). Diese Funktionen benötigen eine gemeinsame IKT-Infrastruktur im Smart Grid als Enabler dieser Funktionen.
Wer sollte den Aufbau der notwendigen IKT-Infrastruktur für neue Markt- und Netzmechanismen vornehmen?
Die Vielzahl der Akteure und der Komponenten in einem komplexen, vernetzten sowie zentral und dezentral verbundenen System erfordert das Vorantreiben einer standardisierten Kommunikation sowie die Sicherstellung von Informationssicherheit und Datenschutz. Die dafür notwendige IKT-Infrastrukur vernetzt eine kritische, gesamtgesellschaftliche Infrastruktur. Um die Versorgungssicherheit in gewohnter Weise auch unter den neuen Bedingungen zu erhalten, sollte die IKT-Infrastruktur durch einen verantwortlichen Akteur, wie den Verteilungsnetzbetreiber (VNB) als Betreiber einer intelligenten Energieinfrastruktur, gestaltet werden, wobei dies Dienstleister für die VNBs umsetzen können.
Gemeinsame, diskriminierungsfrei bereitgestellte Smart Grid-Infrastrukturen aus elektrotechnischer und informationstechnischer Vernetzung verbessern dabei gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit von Geschäftsmodellen verschiedener Marktakteure.

Wie kann der Netzausbau gelingen?

Unbestritten ist Netzausbau notwendig. Aber bisher wurde nicht der Netzausbau auf Basis gesamtsystemischer Ansätze im Verhältnis von Übertragungsnetzen und Verteilungsnetzen beim Szenario hoher Anteile dezentraler Erzeugung sowie Einsatz von Flexibilitäten im Spartenverbund von Strom, Gas und Wärme untersucht.
Bestimmt wurde der Ausbaubedarf in Übertragungsnetzen unter vorrangiger Betrachtung neuen lastferner Erzeugungskapazitäten wie Offshore-Windenergie. Bestimmt wurde unabhängig davon der Ausbaubedarf in Verteilungsnetzen mit Konzentration auf den Leitungsausbau ohne Berücksichtigung der Möglichkeiten von Smart Grids.
Bisher galt auch das Primat, dass Netzausbau die Aufnahme der maximalen Leistungsspitzen der volatilen erneuerbaren Erzeugung zu gewährleisten hat.
Untersuchungen ergaben aber, dass der Ausbaubedarf der Netze allein dadurch um 30 bis 40 % reduziert werden kann, wenn die Aufnahme der stärksten Leistungsspitzen an sehr wind- und sonnenreichen Tagen beschnitten wird und Erzeuger auf ungefähr 3 bis 5 Prozent der erzielbaren Energiemengen verzichten.
Es gilt also, das Optimum zwischen Netzausbau zu finden
-    im Verhaltnis von Übertragungsnetzen und Verteilungsnetzen,
-    im Verhältnis von Netzausbau in den Verteilungsnetzen und intelligenten Flexibilitätsmechanismen auf Grundlage von Informations- und Kommunikationstechnologie,
-    sowie in der verbundenen Steuerung der Erzeugung von Elektrizität, Gas und Wärme je nach Situation beim Dargebot erneuerbarer Energien.
Entsprechende gesamtsystemische Ansätze werden aktuell modelliert sowie simuliert und sind in Pilotzonen dem Praxistest zu unterziehen, um den optimierten Bedarf an Netzausbau zu bestimmen.
Der dann noch notwendige Netzausbau kann nur bei hoher Partizipation aller Interessenträger gelingen.
Dabei sollte zuerst das Primat gelten, Energie nahe am Nutzungsort zu erzeugen, regionale Energieflüsse zwischen Erzeugung, Speicherung und Verbrauch auszugleichen und dann die Verbundenheit durch hierarchische, bidirektionale Abstimmung zwischen Verteilungs- und Übertragungsnetzen im Gesamtsystem zu sichern.
Die Systemverantwortung bei Übertragungsnetzbetreibern wird damit zunehmend durch eine geteilte Systemverantwortung in der Interaktion von Übertragungsnetzen und Verteilungsnetzen ersetzt. Dies erfordert die Errichtung eines Energieinformationssystems zwischen beiden Seiten.

Wie kann der Kostenanstieg für Privathaushalte und Industrie gebremst werden? 

Die Diskussion um die steigenden Strompreise für Privathaushalte und Unternehmen wird aktuell leider sehr polemisch geführt, da bei genauer Betrachtung die deutlichere Kostensteigerung für Privathaushalte bei der Wärmeerzeugung und den Treibstoffen zu verzeichnen ist. Seit 2002 stiegen die durchschnittlichen Benzinpreise von 1 € auf 1,40 €. Für Gas musste der Verbraucher im Frühjahr 2000 bei etwa 33.450 kWh Leistung einen Preis von 1000 € bezahlen, während aktuell im Jahr 2003 für die gleiche Leistung ca. 1700 € fällig sind. Wir verzeichnen also einen permanenten Preisanstieg für fossile Energieträger, der sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen wird.
Ebenso werden in der Diskussion um die Förderungen für erneuerbare Energien die Subventionen und gesellschaftliche Kosten für das fossile Energiesystem genauso wir für die Kernenergienutzung ständig unterschlagen.
Gerechte Kostenvergleiche sind aufzustellen. Die Gesellschaft muss sich die Frage stellen, ob die hohe Partizipation an der Wertschöpfung im Energiesystem auf Grundlage dezentraler erneuerbarer Energien mit der Möglichkeit zur Schaffung neuer zukünftsfähiger Arbeitsplätze zu gestalten ist oder bisherige Strukturen zum Nutzen weniger Unternehmen für die Zukunft zementiert werden sollen und damit das Land eine Entwicklungschance mit weltweiter Ausstrahlung zur Stärkung seiner Exportkraft verspielt.
Unabhängig gilt es aktuelle Fehler im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG), die zu unnötigen Kostensteigerungen bei der EEG-Umlage zu führen, zu korrigieren. Sinkende Börsenpreise, die den Erfolg der erneuerbaren Energien ausdrücken, dürfen nicht länger automatisch zur Erhöhung der EEG-Umlage führen.
Weiterhin ist das Thema der Ausnahmetatbestände für die EEG-Umlage dringend aufzunehmen. Die Energiewende darf nicht allein zu Lasten der Privathaushalte sowie klein- und mittelständische Unternehmen gehen, während sich ganze Industriezweige von der Beteiligung an der Transformation des Energiesystems verabschiedet haben. Dies gefährdet die Akzeptanz für den notwendigen und vielfältige Chancen bietenden Umgestaltungsprozess.
Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass nur einzelne Stellschrauben eine deutliche Strompreiserhöhung verhindern können, wenn der politischer Wille dazu da ist.
-    Dies betrifft Ausnahmetatbestände bei der Industrie.
-    Dies betrifft eine EEG-Anpassung, die zwar die EEG-Förderung weiterführt, aber die falsche Logik beendet, dass bei sinkenden Börsenpreisen, die EEG-Umlagen immer weiter steigen.
-    Dies betrifft aber auch die Möglichkeit, dass der Staat auf Teile der Stromsteuereinnahmen verzichtet. Denn wer die Energiewende wirklich will, befördert dies auch durch die Gestaltung eines finanziellen Rahmens, der die Transformation des Energiesystems befördert.

Wie kann die Energiewende in den europäischen Kontext eingebunden werden?

Es gilt das europäische Verbundsystem zu sichern, da es mit seinen ausgleichenden Effekten dazu beiträgt, die Versorgungssicherheit in Europa auf einem sehr hohen Stand zu halten.
Gleichzeitig ist aber Subsidiarität zu gewähleisten, um den von der EU-Kommission selbst ausgerufenen Anspruch zur Entwicklung eines deutlich wettbewerblicheren Energiesystems gerecht zu werden.
Subisdiarität und Verbundenheit führen zum Vorschlag des zellularen Energiesystems mit regionalen Erzeugungs-, Speicherung- und Ausgleichmechanismen im Spartenverbund von Strom, Gas und Wärme sowie der hierarchischen Abstimmung zwischen den Interessen der Liegenschaften, der Verteilungsnetze in Kommunen, den Interessen regionaler Energiekonzepte, aber auch gesamtstaatlicher Interessen sowie europäischer Ansprüche in umfassenden Verbundnetzen.
Europa muss sich aber ebenso eine Entscheidung treffen. Wenn der EU-Kommissar für Energie nach neuen Förderungen für Steinkohle- und Kernkraftwerke ruft, ist dies kontraproduktiv zu den Zielen eines nachhaltigen Energiesystems bei hohem wettbewerblichen Anspruch zur Entfaltung vielfältiger wirtschaftlicher Akteure.
Europa wird mit einem gemeinsamen Energiesystem weiterhin erfolgreich sein, wenn es gelingt, die Vielfalt der wirtschaftlichen Chancen zu entwickeln, lokales und regionales Handeln zuzulassen sowie dabei den Rahmen zu schaffen, dass globales Denken für alle Akteure interessant bleibt und zur Verbundenheit führt.
Die Umgestaltung des Energiesystems erfolgt auf dieser Basis von unten nach oben. Ein in Brüssel festgelegtes, starres System, das entgegengesetzt von oben nach unten aufgesetzt wird, führt zu keiner Akzeptanz und verhindert Partizipation breiter Interessengruppen zu Gunsten weniger Akteure.
Die Chance für neue Arbeitsplätze in Europa besteht in der Vielfalt.
In Deutschland wuchs mit dem seit 2010 stark wachsenden Anteil an dezentraler Erzeugung in den Verteilungsnetzen, Netzrückkäufen durch die Gemeinden sowie mit regionalen und lokalen Energiekonzepten in den Bundesländern, den Regionen und Kommunen aber auch bei den Bürgern und Unternehmen in Verbindung mit ihren Liegenschaften die Erkenntnis, dass im Kern auch die Fragestellung zu beantworten ist, wo die Energiewende stattfindet.
Mit dem breiten Engagement für die Energiewende und der damit verbundenen hohen Zustimmungsrate bei der Bevölkerung hat Deutschland die einmalige Chance, in Europa Impulsgeber für den notwendigen Umnau des Energiesystems zu sein.
Mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten einer hohen Beteiligung erhöht sich gleichzeitig die Diversifizierung der Energieangebote zur Gewährleistung von Versorgungssicherheit gegenüber zentralen, angreifbaren Systemen, die eventuell effizienter im Meer und in Nordafrika Energie gewinnen, aber Vielfalt einschränken.


Dienstag, 5. November 2013

Gründungsveranstaltung der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.v. i.G. am 25.11.2013

Der Zweck einer jeglichen Struktur (unabhängig davon, ob Verein, Unternehmen oder andere Institution) zur ganzheitlichen Entwicklung eines neuen wirtschaftlichen Themas in einer Region besteht darin, eine Art unterstützenden Initialkeim als Kompetenzcluster zu bilden, um den sich herum das jeweilige Thema auf gutem Nährboden entwickeln kann.
Dies wurde in Ostdeutschland nach der politischen Wende und der Schließung vieler großer Unternehmen sowie der darauf folgenden wirtschaftlichen Leere ganzer Regionen beispielsweise mit der Gründung von Technologiezentren durch die lokale und regionale Politik umgesetzt.
Dabei galt es, regional einen Zukunftswirtschaftszweig zu identifizieren und dann durch die finanzielle Unterstützung der regionalen Politik die Entfaltung zu beginnen, indem es galt
•    das Netzwerk des neuen Wirtschaftszweiges zu knüpfen,
•    Unternehmensgründungen unterstützend zu begleiten,
•    existierende Unternehmen auf thematischer Grundlage zusammenzuführen,
•    gemeinsam Vorhaben und Pilotprojekte zu initiieren,
•    und für die Politik eine gewisse beobachtende und beratende Funktion für den Erfolg des neuen Wirtschaftszweiges auszuüben.

Dieses Konzept finden wir heute auch in Mitteldeutschland mit Sollarvalley (http://www.solarvalley.org/org ).
Hier wurde zur Entwicklung des Themenclusters ebenso ein Verein gegründet, aus dem heraus zur Gestaltung der entsprechenden Managementstärke die Plattform in der Solar Valley GmbH als Tochtergesellschaft gebildet wurde.

Wie nun wiederum das Silicon Valleyin Kalifornien begann, wird hier nachfolgend mit einem Wikipedia-Zitat aus der entsprechenden Begriffsseite eingefügt.
„Die wirtschaftliche Entwicklung der Region startete 1951 mit der Einrichtung des Stanford Industrial Park, einem Forschungs- und Industriegebiet neben der Stanford University. Nach und nach gründeten ehemalige Mitarbeiter von Elektronikfirmen sowie Absolventen der Universitäten kleine Unternehmen und entwickelten neue Ideen und Produkte.“

Die Entstehung des World Wide Webs als ein Baustein im schon viel älteren Internet begann 1989 ebenso nur als ein Projekt im CERN mit Tim-Berners Lee. Hierzu führt das Gutachten zu "Internet und Multimedia in der öffentlichen Verwaltung von Herbert Kubicek und Martin Hagen folgendermaßen aus:
"Eine wichtige Initialzündung zur weltweiten Verbreitung des Projektes ging von den Plänen der amerikanischen Clinton/Gore-Regierung aus. Mit Beginn ihrer Amtszeit 1993 machte sie den Aufbau einer National Information Infrastructure (NII) zum Regierungsprogramm und wies im Zusammenhang mit dem gleichzeitig initiierten National Performance Review (NPR) den IuK-Techniken eine entscheidende Rolle im Verwaltungsumbau zu. Das Ziel war es u.a., die öffentliche Verwaltung bürgernäher zu gestalten."

Nun besteht mit der Energiewende in Deutschland die Aufgabe aus vielen schon zur Verfügung stehenden Technologien (wie die Smart Grid Roadmap BW auch aufzeigt) und den Ergebnissen vieler Projekte ein organisches Ganzes entwickeln zu lassen.
Dabei gilt es nicht nur auf die Entstehung des regulatorischen und energiewirtschaftlichen Rahmen zu warten, sondern damit zu beginnen, viele der Komponenten, erste Geschäftsmodelle, bisherige Ergebnisse und Projekte zusammenzuführen.
Dies benötigt wiederum einen Initialkeim, wie auch immer dieser strukturiert ist.
Dieser Initialkeim kann gerade im Land Baden-Württemberg auch regional geprägt sein und gleichzeitig nationale und internationale Ausstrahlkraft haben, denn hier ist eine hohe wirtschaftliche sowie Forschungs- und Entwicklungskompetenz mit einem für das Ziel hervorragenden politischen Umfeld vereint.
Die Smart Grid Plattform Baden-Württemberg widmet sich dem Thema Dezentralität und neuen Chancen auf Basis eines hohen Partizipationsgrades bei der Transformation des Energiesystems.
Insofern haben wir hier den Bezug zum Clinton-Programm mit der Verbreitung des World Wide Webs. Es geht jetzt um eine bürgernahe und kundenzentrische Sicht auf das zukünftige Energiesystem mit vielfältigen Möglichkeiten zur Entfaltung einer neuen wirtschaftlichen Kraft.

Für die wirtschaftlich Struktur, in der der Initialkeim gestaltet werden sollte, bestehen vielfältige Möglichkeiten.
Auf alle Fälle sollten die Chancen umfassend durch vielfältige Interessenträger ergriffen werden, um Baden-Württemberg als Schaufenster für die Transformation des Energiesystems zu entwickeln.

Dies erfordert aber
-    ein starkes Engagement der Landespolitik als Förderer der Smart Grid Plattform bei der beabsichtigten Vereinsbildung
-    sowie eine ausreichende Finanzausstattung für den Verein zum Start, um die Arbeit mit hoher Intensität durch in Vollzeit engagierte Hautpakteure durchzuführen, womit eine zusätzliche unternehmerische Struktur auf Basis des Vereins sinnvoll sein kann.

In der Entfaltung des zukünftigen Energiesystems auf der Basis von Smart Grid-Infrastrukturen als Träger von Smart Cities besteht aus meiner Sicht die größte, neue wirtschaftliche Chance für Deutschland seit den 50-er Jahren und damit für die Unternehmen, die diesen Weg frühzeitig begehen.
Das Land Baden-Württemberg sollte deshalb die Rolle als Schaufenster für das nachhaltige, stärker dezentral und bürgernah entwickelte intelligente Energiesystem als zellularer Teil des Energieorganismus im europäischen Verbund annehmen.
Eine breit getragene Plattformstruktur mit vielfältigen Interessenträgern von Bürgern und Kommunen, klein- und mittelständischen Unternehmen bis zur Großindustrie, von klassischer Energiewirtschaft sowie von Forschung und Entwicklung in enger Verbindung mit der Politik bildet dafür die Grundlage.

Freitag, 11. Oktober 2013

"Ohne Smart Grids keine Energiewende - Die Energiewende machen wir"

Die Vorstellung der Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg fand am 27. September 2013 in der Schwabenlandhalle Fellbach unter dem Motto "Die Energiewende machen wir" statt.

Die Präsentationen der Veranstaltung sowie das durch die Plattform-Teilnehmer gemeinsam in den vier Projektgruppen Beiträge für die Energiewende, Geschäftsmodelle, Regularien und Technologie erarbeitete Roadmap-Dokument stehen unter www.sgp-bw.de zum Download bereit.

Nun gilt es, in der weiteren Ausgestaltung des Wirkens der Plattform sowie der Definition einer Pilotzone zur breitflächigen Demonstration der verschiedenen Technologiekomponenten und neuer Prozesse zur Flexibilisierung des Gesamtsystems aus Energiemarkt und Netz bei subsidiärer Gestaltung des Energiesystems die Roadmap Wirklichkeit werden zu lassen.


Dienstag, 1. Oktober 2013

Smart Grid-Plattform BW - Highlights aus der Projektgruppe Technologie

Smart Grid-Plattform BW - Highlights aus der Projektgruppe Technologie

Mit der Smart Grids Plattform Baden-Württemberg bietet sich die Chance im großflächigen Maßstab ein Schaufenster für das intelligente Energisystem mit hohem Anteil dezentraler Aktivitäten auf Basis erneuerbare Energien  durch die Menschen, Institutionen und Firmen des Landes selbst zu gestalten und zu leben. Dabei entstehen bereits heute Gemeinschaften, Kooperationen und Beziehungen zwischen Partnern, die die Grundlage für den weiteren Erfolg der Plattform mit breiter Beteiligung legen.
Baden-Württemberg kann damit zur Thematik Smart Grids Vorreiter in Deutschland sein, aber auch die zukünftige Exportkraft des Landes Baden-Württemberg stärken.

Vortrag

Auf folgende Weise näherte sich die Projektgruppe Technologie innerhalb der Smart Grids Plattform Baden-Württemberg der Aufgabe, die Kombination von Technologie zu beschreiben, die die Energiewende am erfolgreichsten voranbringen kann.
Nach der Auftaktveranstaltung zur Smart Grid Plattform Baden-Württemberg und einem ersten Workshop, wo es insbesondere um die Ideensammlung sowie die Statusfeststellung ging, diskutierte die Gruppe im Workshop am 24. April 2013 Szenarien für das zukünftige Energiesystem, da technologische Empfehlungen abhängig vom Szenario zu treffen sind. Der Workshop am 12. Juni widmete sich dann den verschiedenen Schlüssentechnologien und der Betrachtung der verschiedenen Reifegrade für deren Einsatz. Am 17. Juli diente der vierte Workshop einerseits der Roadmap-Diskussion, aber insbesondere auch der weiteren Konzipierung eines Rahmenprojektes zur Entwicklung einer Pilotzone Baden-Württemberg als Schaufenster für Umsetzungsmöglichkeiten. Während einer Sondersitzung im August wurde dieses Thema weiter geführt.
Die drei Themen unter den Überschriften Zukunftsszenario, Schlüsseltechnologien und Pilotzone Baden-Württemberg werden als Highlights in der Projektgruppe nachfolgend ausgeführt.

Das Zukunftsszenario als Ausgangspunkt für die technologischen Empfehlungen wurde umfänglich diskutiert. Hier stand im Mittelpunkt die Frage, ob das zukünftige Energiesystem weiterhin auf Basis vorrangig zentraler Erzeugungskapazitäten sowie der alleinigen zentralen Systemverantwortung besteht oder sich durch einen wachsenden Grad dezentraler Erzeugung neue Markt- und Netzmechanismen herausbilden.
Die große Mehrheit sieht das Szenario hoher Anteile dezentraler Erzeugung, die eine enge Einbindung des Prosumenten in seinen Liegenschaften für Markt- und Netzmechanismen erfordert. Aber ebenso wird Zentralität und Dezentralität nicht als Gegensatz gesehen, sondern die notwendige Verbindung beider Trends durch neue Abstimmungsmechanismen gefordert.
Das Zukunftsszenario der Gruppe umfasst also folgende Punkte.
1.    Die Energiewende bietet vielfältige Chancen für Bürger, Kommunen, Stadtwerke und mittelständische Unternehmen zu regionalen Investitionen, die die Wirtschaftskraft der Regionen erhöhen.
2.    Zu beobachten sind parallel die Trends zu lastferner Erzeugung im europäischen Verbund sowie die Entfaltung vielfältiger dezentraler Aktivitäten.
3.    Klare Regeln zur Interaktion zwischen lokalen und übergeordneten Strukturen sind deshalb notwendigerweise festzulegen.
4.    Vielfältige Flexibilitäten zur Lösung aller Anforderungen werden benötigt, die von Last- und Erzeugungssteuerung, über verschiedene Speichertechnologien, Importe und Exporte zwischen Netzgebieten bis zur Steuerung im Spartenverbund (Strom / Wärme / Gas / Verkehr) reichen.
5.    Dafür werden Smart Grids als Basisinfrastruktur für smarte Netzoperationen sowie smarte Marktfunktionen benötigt.
6.    Die regionale Teilautonomie als Beitrag für Versorgungssicherheit im Falle von Netzausfällen, ein regionaler Ausgleich zur Netzausbauoptimierung sowie die hierarchische Abstimmung im zellularen Netzverbund (SG cells im Rahmenprojekt) ist auszuprägen.
7.    Erste Geschäftsmodelle (SG sells im Rahmenprojekt) wurden in der PG Geschäftsmodelle identifiziert, um im Rahmenprojekt die Demonstration zukünftiger Funktionen auf der Basis von Smart Grids vornehmen zu können.

Die Auswahl der Schlüsseltechnologien für dieses Umsetzungsszenario erfolgte nun im Hinblick auf die energiepolitischen Ziele für erneuerbare Energien und höhere Energieeffizienz.
Technologien sind zuerst hinsichtlich der Energieflüsse mit Technik für Gewinnung und Speicherung von Energie in den Bereichen Elektrizität, Wärme und Gas zu definieren. Für deren sinnvollen Einsatz in einem Lebensraum ist das Wissen um die verschiedensten Potentiale notwendig, worauf noch später bei der Betrachtung des Informationssystems eingegangen wird. Verschiedenste Technologien nutzen die angebotene Energie. Bei der Flexibilisierung im zukünftigen fluktuierenden, erneuerbaren Energiesystem spielen dann Technologien bestimmer Lastschwerpunkte eine wichtige Rolle (z.B. Wärmepumpen und Elektromobilität). Neue Netztechnologien besonders im Bereich der Nieder- und Mittelspannungsnetze, wie zum Beispiel regelbare intelligente Trafostationen, dienen der Beherrschung der dezentralen Erzeugung. Die schon angesprochenen smarten Netzoperationen sowie smarten Marktfunktionen benötigen die Vernetzung von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch sowie von Netzführungstechnologien mittels Kommunikationstechnik, insbesondere unter Anbindung der Liegenschaften der Netznutzer.
Die Überwachung und Regelung dieses hochgradig vernetzten und fluktuierenden Energiesystems erfolgt mittels zunehmender Ausstattung mit Information- und Automationstechnologie (wie Mess- und Stelleinrichtungen, automatisierte Energiemanager, Energieinformationssysteme wie Potentialkataster und Anlagenregister, Leitsysteme, aber auch neu einzuführende vorausschauende Prognosesysteme).
Vielfältige Schlüsseltechnologien stehen also bereit, bedürfen aber noch gemeinsamer Kraftanstrengungen zur breiten Einführung, einen angepassten Rahmen und die Vernetzung durch Kommunikation und die Automatisierung mit IT im Smart Grid als Basisinfrastruktur.

Die benannten Ebenen der Informations- und Kommunikationstechnologie, kurz IKT, stellen die Vermittlungsebene zwischen  der Physik und dem darauf basierenden Umsystem (Markt) dar. Dies wird mit der BDI-Darstellung der drei Schichten des Energiesystems verdeutlicht.
Auf der ersten Schicht - der physikalischen Ebene - wird die Unterteilung in drei Domänen der Netzinfrastruktur in Hoch- und Höchstspannung, Mittelspannung sowie Niederspannung vorgenommen, wobei in diesen Domänen unterschiedliche große Erzeugungsanlagen und Energienutzer angesiedelt sind. Hier ergeben sich insbesondere Baustellen im Niederspannungsbereich aus den Notwendigkeiten der zunehmenden dezentralen Erzeugung.
Die IKT bildet die vermittelnde Schicht, wobei die heutige Kommunikation, Informationsverarbeitung sowie Regelung vorrangig im Hoch- und Höchstspannungsbereich sowie Mittelspannungsbereich erfolgt. Neue Anforderungen ergeben sich teilweise im Mittelspannungsbereich sowie massiv im Niederspannungsbereich. Die IKT vermittelt zwischen den technologischen Herausforderungen von Vernetzung und Informationsverarbeitung auf der einen und den dynamischen Veränderungen von Marktbeziehungen und Regeln auf der anderen Seite.
Sie liefert im zukünftig dynamischeren Umfeld eines Systemes mit vorrangig erneuerbaren Energien die Werkzeuge für die Beherrschung und Steuerung des Wandels und kann dafür notwendige Gestaltungsspielräume für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik eröffnen.
Die dritte Schicht wird durch die Märkte gebildet, wobei diese Märkte heute vorrangig durch den Großhandelsmarkt zur Vermittlung von Energiemengen und vom Regelenergiemarkt geprägt sind. Zukünftig wird ein neues Marktdesign benötigt, mit dem die Vermittlung von Flexibilitäten (z.B. Leistungsanpassungen, Lastverschiebung) für Markt- und Netzbedarfe, das Handeln von Systemdienstleistungen bis in den Niederspannungsbereich, das Bereitstellen von Kapazitäten für Erzeuger, Speicher und Verbraucher wirtschaftlich wird. Hier werden auch neue regionale Mechanismen benötigt.

Dern dritten Kern der Betrachtungen in der Projektgruppe Technologie stellte die Skizzierung eines Rahmenprojektes unter der Bezeichnung SG c/sells (wobei cells für Netze, sells für Märkte steht) als Pilotzone Baden-Württemberg dar.
Entsprechend den oben ausgeführten drei Schichten des Energiesystems soll die Architektur des Rahmenprojektes folgendermaßen gestaltet werden.
Die physikalische Struktur befindet sich verteilt in der Gesamtfläche des Landes Baden-Württemberg. Sie wird durch das sogenannte Produktionsnetz aus Anlagen und Energienetzwerken symbolisiert, die einerseits Subsidiariät ermöglichen, aber anderseits Verbundenheit im Land und Europa gewährleisten. Wir sprechen hier von einem zellularen Verbund. Das Produktionsnetz wird auf der zweiten Schicht von einem Informationsnetz überlagert, das das notwendige Energieinformationssystem sowie die automatisierte Regelung bis zur Liegenschaft ermöglicht.
Aus folgender Logik wird für das Rahmenprojekt die Architektur derartig gewählt.
Die zunehmende Komplexität im Energiesystem erwächst aus der dezentralen Vielfalt, der Vernetzung bis in die Niederspannung sowie neue Organisationsformen und daraus resultierenden neuen Prozessen. Systemexperten zerlegen ein zentral geführtes System ab einem nicht mehr zu beherrschenen Grad an Komplexität in ein System aus Systemen. Dies bedeuetet die Zerlegung des zentral geregelten Energiesystems in verbundene Regelkreise mit dezentralen und verteilten Strukturen mit klaren Regeln von jeweils übergeordneten Systemen.
Die Verbundenheit im Gesamtsystem zur Einhaltung dieser Regeln wird durch ein Energieinformations- und Optimierungssystem zur Vermittlung zwischen Systemen sowie zwischen Markt- und Netzfunktionen ermöglicht. Das Energieinformationssystem umfasst dabei planerische Informationen für Potentiale der Erzeugung, Speicherung, des Verbrauches in Katastern, während ein Register Informationen über installierte Anlagen beinhaltet.
Für das Rahmenprojekt wurde auf dieser Logik eine Optimierungskaskade definiert. Die energetische und monetäre Optimierung erfolgt bidirektional unter Berücksichtigung der Anforderung über- und untergeordneter Ebenen. Die Gliederung kann dabei folgendermaßen beschrieben werden.

1.    Dezentrale Erzeuger, Verbraucher und Speicher in Liegenschaften der Prosumenten und in Arealnetzen werden – wo möglich – durch ein dezentrales Energiemanagement optimiert geführt und können im Störungsfalle übergeordneter Netze als Microgrid betrieben werden, was das Gesamtsystem weniger verletzlich und widerstandsfähiger macht. Notwendige Datenmengen aus den Liegenschaften können minimiert werden.
2.    Regelbare Trafostationen in Netzzellen als Bereiche im Verteilungsnetz gewährleisten die Regelung im Umfeld vielfältiger dezentraler Erzeugung und entlasten die Leitwarten von zu hohen Datenmengen.
3.    Leitwarten mit Steuer- und Prognosesystemen in Verteilungsnetzen können zunehmend vorausschauend agieren und können somit den Markt bei vorhergesehenen Netzproblemen einbeziehen.
4.    Das Transportnetz stellt die höchste Optimierungsebene dar, ist aber nicht im Fokus des Rahmenprojektes.

Den Nutzen der beschriebenen Pilotzone, die es im Rahmenprojekt zu gestalten gilt, sieht die Projektgruppe in folgenden Punkten.
Grundsätzlich ist das bisherige Partikularwissen aus Forschungsprojekten (z.B. E-Energy) und von neuen Technologien in eine flächenhafte Implementierung zu überführen und zu einer  funktionsfähigen Smart Grids-Region zu verbinden.
Mit der Entfaltung von Kommunikations- und Informationstechnologien im Smart Grid wird die Basis für neue Geschäftsmodelle in Netz und Markt demonstriert und über den Wissenstransfer mittels der Smart Grids Plattform BW e.V. i.G. zügig in die breite Praxis eingeführt.
Das Erfahrungswissen aus einer großflächigen Pilotzone wird dokumentiert und breiten Akteurskreisen zur Verfügung gestellt. Mit der Bewertung dieses Erfahrungswissens zeigen die Ergebnisse des Rahmenprojektes die technologische Machbarkeit des zellularen, auf Erneuerbaren basierenden Energiesystems und noch benötigte Innovationsbedarfe auf.
Mit der Feststellung der Übertragbarkeit auf andere Regionen werden ebenso Handlungsbedarfe zur Gestaltung von Rahmenbedingungen adressiert.
Die Pilotzone Baden-Württemberg wird von den Menschen, Institutionen und Firmen selbst gestaltet und gelebt, wobei bereits heute Gemeinschaften, Kooperationen und Beziehungen zwischen Partnern entstehen, die sich bisher eher aus dem Weg gegangen sind, wobei als Beispiel die zunehmende Zusammenarbeit von Haushaltsgeräteherstellern, IKT-Unternehmen, Gebäudeausstattern und Energiedienstleistern genannt werden kann. Diese entwickelte sich aus der Notwendigkeit  der Definition neuer, gemeinsamer Prozesse und Normen.
Nicht zuletzt entsteht mit SG c/sells erstmals ein flächendeckendes, im Feld getestetes Smart Grids-Schaufenster, das einerseits in den nationalen Kontext des Mitte September 2013 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie veröffentlichten Förderwettbewerb "Schaufenster Intelligente Energie" eingeordnet aber auch die zukünftige Exportkraft des Landes Baden-Württemberg als Wissensträger stärken kann.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Das Energiesystem in Unordnung - Problem oder Chance - und was wir von der Entwicklung im World Wide Web lernen können


Der US-Botschafter a.D. John Kornblum sagte 2002 auf dem Wirtschaftsgipfel des Economic Forum Deutschland „Die Weltordnung ist zur Zeit in Unordnung. Unordnung fördert Kreativität und bringt Chancen mit sich.“
In analoger Weise möchte ich sagen. Das heutige Energiesystem ist in Unordnung. Auch dies führt aktuell zur vielfältiger Kreativität und neuen Chancen. Die neuen Chancen liegen insbesondere in einem System mit verteilter Verantwortung, dezentralen Chancen mit lokalen Handeln und überregionaler Verbundenheit sowie einem differenzierten und kohärenten Mehrebenen-Ansatz bezüglich der Regelung des Systems. Dies führt weg von der heutigen linearen Wertschöpfungskette mit wenigen Unternehmen hin zu einem ausgedehnten Wertschöpfungsnetzwerk mit Chancen bei den Bürgern, den klein- und mittelständischen Unternehmen, den Kommunen und Regionen sowie den Stadtwerken und Regionalversorgern als Gestalter smarter Energieinfrastrukturen. Dies schafft vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung von Energie-Communities im Rahmen neuer Formen der Raum- und Landschaftsgestaltung.

Einen analogen Prozess erlebten wir in den letzten 20 Jahren mit der Gestaltung des World Wide Web.
Das zitiere ich nachfolgend sinngemäß aus einem Plakat der Gesellschaft der Informatik zum 20-jährigen Jubiläum der ersten Webseite im World Wide Web http://info.cern.ch.

„Nachdem das Internet schon seit den 60-er Jahren existierte, wurde Ende der 80-er Jahre mit dem Vorschlag in Cern von Tim Berners-Lee unter den Bedingungen eines verteilten Arbeitens den Austausch von Informationen zwischen Wissenschaftern zu vereinfachen, die Grundlage für eine rasante Entwicklung gelegt.
Mit der neuen Seitenbeschreibungssprache HTML, dem Transferprotokoll HTTP sowie der universellen Addressierungsmethode (heute URL) entwickelte er auch den ersten Webbrowser sowie 1990 den ersten Webserver. Die erste Webseite der Welt ging dann Anfang 1993 frei zugänglich online. Nachfolgend gründete er das World Wide Web Consortium (W3C) und machte sich dafür stark, für das Web nur patentfreie Standards zu verwenden.
Mit seiner Vision, das Wissen der Menschheit durch Vernetzung und Dezentralisation frei zugänglich zu machen, revolutionierte Berners-Lee die Welt.“

Heute schlagen wir die stark verteilte Energiegewinnung sowie die verteilte Steuerung des Energiesystems im Rahmen eines Mehrebenen-Ansatzes vor. Genauso wie vor 20 Jahren der Erfolg des World Wide Web noch nicht vorherzusehen war, erfährt der neue Systemansatz, der in der Methapher zellularer Energieorganismus beschrieben wird, oft noch skeptische Betrachtung. Aber ebenso wird uns das intelligente Energiesystem in 20 Jahren mit seiner Vielfalt an Möglichkeiten und Geschäftsmodellen überraschen.

20 Jahre umfassen gerade ein halbes Berufsleben. 20 Jahre umfassen aber gleichzeitig Zeit  genug, einen dramatischen Wandel in der Gesellschaft einzuleiten, mit Chancen, von denen selbst die größten Visionäre zu Beginn kaum zu träumen wagten. Dies sollte man sich immer vergegenwärtigen, wenn man Dinge nur aus dem heutigen Blickwinkel als richtig oder falsch einstufen möchte.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Breite Beteiligung als Grundlage für den Erfolg der Energiewende


Während das bisherige Energiesystem mit fossilen und nuklearen Energieressourcen auf einer zentralen Logik basiert, eröffnen die erneuerbaren Energien vielfältige Chancen für alle gesellschaftlichen Kräfte, insbesondere für die Bürger, mittelständische Unternehmen, Kommunen und Regionen. Dieser Fakt führt zu vielen Formen dezentraler Erzeugung von elektrischer Energie bis in die Gebäude.
Dies eröffnet wiederum neue Möglichkeiten der Gestaltung von Gebäuden und Landschaften, die als energetisch aktive Systeme eigenständig Energie gewinnen, speichern und nutzen, Energieflüsse optimieren aber auch Energie austauschen können. Eine bisher vorrangig statische Betrachtung im gestalterischen Prozess gewinnt zunehmend eine dynamische Komponente. Die Gestaltung von Energielandschaften erfordert deshalb eine neue Methodik, um die Gestaltung von interagierenden Räumen (Gebäude, Siedlungsgebiete) als verbundene Prosumenten im Energiesystem zu ermöglichen.
Damit entsteht ein deutlich komplexeres System in seiner höheren Vielfalt, Verbundenheit und Organisiertheit als das bisher einfach strukturierte Energiesystem. Mit hoher Komplexität eines Systems, das nicht mehr eindeutig in den Ergebnissen berechenbar ist, sondern eher ein selbstorganisierendes, dynamisches System im metastabilen Zustand darstellt, tut sich Technik aber heute noch schwer.
Technik zielt auf berechenbare, relativ einfache Systeme ab. Komplexität als Grundlage sich entwickelnder dynamischer Systems basiert aber auf Vielfalt und damit auf Differenzierung, die bezüglich ihrer Entwicklung nicht mehr vollständig kontrollierbar ist.

Die bisherige Einfachheit entspricht der klassischen physikalischen Herangehensweise.
Im physikalischen Reduktionismus gibt es keine Wirkungen, außer den physikalisch erfassbaren.
Physik führt die Zerlegung in Einzelbestandteile, um dann aus einem reduktionistischem Bild der Weltformel alles Geschehen zusammensetzen zu können (determinierte Welt).
Heutige Überlegungen, basierend auf den Erkenntnissen der Quantenphysik zur Verschränkung, führen zu einer Physik der Emergenz, in der aus dem Zusammenwirken von Bestandteilen neue Eigenschaften entstehen, die aus den Gesetzen der einzelnen Bauteile nicht ableitbar sind. Hieraus folgt die Selbstorganisation.

Diese sehr abstrakte wissenschaftliche Betrachtung führt aber zur praktischen Frage, ob wir in Bezug auf die Akzeptanzuntersuchungen bezüglich der notwendigen Maßnahmen für die Energiewende einen sehr wichtigen Aspekt nicht betrachten.
Die Akzeptanzfrage bei Veränderungsprozessen ist in der Regel eine Betrachtung von Verfahren zur Abwägung von Interessen betroffener Parteien in einem System, wobei Vorhaben im System oft durch Beteiligte eines übergeordneten Systems organisiert werden (z.B. Stuttgart 21 entstand aus europäischen und nationalen Aspekten und war nicht weitgehend aus den Notwendigkeiten Stuttgarts organisiert).
Im übergeordneten System werden Vorhaben beschlossen, die im eingebetteten kleineren System kaum lokale Nutzenaspekte besitzen, sondern der breite Nutzen erst im übergeordneten System sichtbar wird [1]. Der Nutzen ist im eingebetteten System nicht unbedingt offensichtlich. Dies gilt zum Beispiel auch für die Diskussion zum Ausbau der Übertragungsnetze.
Wenn dann Vorhaben vom übergeordneten System vorrangig mit Machtanwendung durchgesetzt werden, sind Akzeptanzprobleme vorprogrammiert.
Unter dieser einseitigen Interessenlage eines übergeordneten Systems wird das Thema Beteiligung nur unter dem Aspekt der Möglichkeit zur Teilhabe an der Genehmigungsdiskussion geführt. Man möchte nur Vorbehalte Betroffener abbauen und den Nutzen für die Allgemeinheit hervorheben.

Wenn Beteiligung aber weiter gefasst wird und Selbstgestaltung im eigenen System bedeutet, ist Akzeptanz für Notwendigkeiten einer Veränderung bei Interessenträgern im System offensichtlich leichter zu erreichen.
Leider ist heute noch nicht zu sehen, dass Mechanismen zur Akzeptanzerhöhung durch Beteiligung in Form der breiten wirtschaftlichen Mit- und Selbstgestaltung eine große Rolle spielen. Hier besteht Handlungsbedarf.
Dieser Aspekt der Beteiligung (Partizipation) wurde insbesondere hervorgehoben, als beim Forschungsministerium des Bundes vor einiger Zeit der sozioökonomische Forschungsbedarf bei der Transformation des Energiesystems bestimmt wurde.

In den heutigen Prozessen der Akzeptanzuntersuchung findet also vorrangig die Gegenüberstellung der Wertvorstellungen der Protagonisten und Betroffenen statt.
Ein anderer Ansatz wäre die Etablierung eines Systems, bei dem die Wertvorstellungen aller Beteiligten eigenverantwortlich und gleichberechtigt gestaltbar sind, aber ebenso Anreize vorhanden sind, so dass sich ein Verbund subsidiärer Interessen organisch eingebettet in übergeordneten Interessen entwickeln kann und somit ein selbstorganisierter Gesamtorganismus entsteht. Dies ist aber weniger berechenbar und kontrollierbar, wobei wir wieder am Anfang obiger Betrachtungen wären.

Wenn dies auf die Transformation des Energiesystems übertragen wird, ergibt sich zwangsläufig die folgende Fragestellung.
Behalten wir das heutige Bild des reduktionistischen Energiesystems mit zentraler Erzeugung und Steuerung aus den Übertragungsnetzen mit kalkulierbarer Verantwortlichkeit bei wenigen Akteuren für das Gesamtsystem und klaren Regeln zur Verteilung der Energie bei?
Oder können wir ein sehr diversifziertes, gleichzeitig dezentral und überregional verbundenes Energiesystem mit einer hohen Vielfalt von Akteuren entwickeln, die in ständiger Interaktion verbunden und mit einem klaren Satz von Regeln organisiert sind, aber gleichzeitig hohe Freiheitsgrade besitzen. Ziel eines diversifizierten Systems ist die gestalterische Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren zur Eröffnung von breiten, wirtschaftlich gleichberechtigten Chancen bei Bürgern, Unternehmen, Kommunen und Regionen.

Der diversifizierte Ansatz in einem derartigen Energieorganismus führt aber auch zu einem anderen Bild der Kontrollierbarkeit der Entwicklung eines technischen Systems.
Der aktuelle Stand der Diskussion zur Architektur des zukünftigen Energiesystems wird damit zunehmend auch zu einer Diskussion im Rahmen der Technikphilosophie und gesellschaftlicher, nicht monetärer Nutzensaspekte. Diese Diskussion ist nicht durch eine rein volkswirtschaftliche Kosten-/Nutzen-Analyse zu führen.
Die wissenschaftliche Herausforderung für diesen abstrakten Exkurs in den Nutzen dezentraler Energiesysteme wäre also zunehmend Forschungsarbeiten in die Richtung zu entwickeln, die sich im Rahmen der Technikentwicklung auf Basis eines komplexen, sich dynamisch entwickelnden Systems mit geringerer Kontrollierbarkeit mit den philosophischen und kulturellen Konsequenzen beschäftigen sowie auch in die Partizipationsforschung eingehen.


[1] Kornwachs, K.: Expertise: Grundfragen der Technikakzeptanz. Ethische Probleme und Methodenfragen. Bericht an den Lehrstuhl für Technikphilosophie, Berichte an die Fakultät für Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik, PT-01/2011 BTU Cottbus und Büro für Kultur und Technik, Argenbühl-Eglofs 2011, ISSN 14362929



Sonntag, 14. Juli 2013

Gesellschaftliche Kosten für Energie sowie der Nutzen einer diversifizierten und dezentralen Energiegewinnung auf der Basis erneuerbarer Energiequellen

Als Wissenschaftler ist man schon verwundert, welche polemischen Debatten unter einseitiger Sichtweise teilweise unter dem Label der Wissenschaft geführt werden.
Im Spiegel wird im Heft 12/2013 auf diese Weise eine Betrachtung zu den gesellschaftlichen Kosten der erneuerbaren Energien geführt.

Wer führt aber ehrlich eben diese Kosten in Bezug auf Kohlesubventionen, Förderungen zum Bau der Kernkraftwerke in der Vergangenheit, Kosten der Risikokostenübernahme durch die Gesellschaft sowie der ungeklärten Endlagerung auf?
Greenpeace hat zum Beispiel die Förderkosten für Kernenergie von 1950 bis 2010 auf 304 Mrd. € beziffert.
Außerdem wurden allein 2008 Kohlesubventionen in Höhe von 12,8 Mrd. € gezahlt.
Der aktuelle Versuch, Kostenbetrachtungen von Energieträgern für die Gesellschaft vorrangig für die Erneuerbaren zu führen, um Besitzstände zu erhalten, ist inzwischen offensichtlich.

Es ist natürlich richtig, dass in der Förderung der Erneuerbaren Deutschland eine Vorreiterrolle hatte und unser Land damit das Klima der Erde allein nicht rettet.
Aber gleichzeitig wurde durch Deutschland ein Umdenken in der Welt initiiert. Inzwischen unternehmen auch China und die USA starke Anstrengungen für erneuerbare Energien und für die dafür benötigte Infrastruktur.
Mit der eingenommenen Vorreiterrolle hat Deutschland die Chance für eine neue technologische Führungsposition, womit ein Beitrag für die zukünftige wirtschaftliche Stärke Deutschlands gelegt wird.

Zu beachten ist aber, dass die CO2-Reduzierung nicht allein der Treiber für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist.
Wir können die über Hunderte Jahrmillionen entstandene Ressourcen der Welt nicht einfach innerhalb von wenigen Jahrhunderten verbrennen. Wir benötigen eine nachhaltige Energiewirtschaft für unsere Nachkommen.
Im Jahre 2050 wird die Weltbevölkerung das 5-fache der heutigen weltweiten Wirtschaftskraft erreicht haben. Dies mit konventionellen Energien anzugehen, ist der Todesstoß für die menschlichen Ressourcen.

Es geht weiterhin darum, dass 1 Milliarde Menschen in der Welt keinen Zugang zu Strom haben und dieses Gerechtigkeitsproblem nicht mit den konventionellen Energien zu lösen ist.
Die gesellschaftlichen Kosten für eine fossile und nukleare Energiewirtschaft sind in vielen Ländern der Welt nicht zu tragen.
Hier bieten die Erneuerbaren weltweit vielfältige neue Chancen., um sich von wenigen Weltkonzernen, die heute die globale Energiewirtschaft beherrschen, zu emanzipieren.

Auch in Deutschland geht es um die lokalen und regionalen Chancen der Energieerzeugung, die an jedem Ort möglich ist, im Gegensatz zu konzeptionellen Energien.
Dabei handelt es sich um die Neuaufteilung der Wertschöpfungskette von wenigen Unternehmen hin zur Wertschöpfung in den Kommunen und Regionen zusammen mit ihren Stadtwerken sowie bei den Bürgern und Unternehmen.
Dies war der eigentliche Treiber des Konzeptes im E-Energy-Projekt Modellstadt Mannheim.

Um dieses verteilte, komplexe System umzusetzen, benötigen wir Smart Grids im Spartenverbund (Strom, Gas, Wärme) unter Integration der Energieflüsse für den Verkehr als Grundlage der zukünftigen  Smart Cities.
Dies ist die eigentliche Chance für die Stadtwerke als Betreiber der zukünftigen modernen Infrastrukturen sowie als Gestalter regionaler Energiekonzepte.

Natürlich ist es richtig, dass wir durch die nur auf den Ausbau der Erneuerbaren gerichteten Subventionen, uns zu wenig um die Steuerung des Systems gekümmert haben, was nun zu einem hohen Handlungsdruck bei der Umgestaltung des Marktdesigns sowie bei intelligenten Netzen führt. Auch wurde zu wenig Geld in Forschung und Entwicklung gesteckt. Insofern könnten wir beispielsweise schon einen viel höheren Wirkungsgrad bei Solarmodulen erreicht haben. Im reinen Kostenkampf zur Herstellung von Solarmoduln mit zu wenig Aufwendungen für Forschung und Entwicklung mussten deutsche Unternehmen ostasiatischen Herstellern unterliegen. Insofern ist ein Umbau in der Incentivierung von erneuerbare Energienanlagen notwendig. Aber dies ändert nichts an der obigen Begründung zum Leitsystem erneuerbare Energien.

Die Gasfraktion verlängert zwar den potentiellen Zeithorizont für konventionelle Energien. Aber dies ändert ebenso wenig an der obigen Begründung für eine nachhaltige, subsidiäre und diversifizierte Energiewirtschaft, die den heutigen Zentralismus beendet und Energie demokratisiert.

Natürlich kann Gas den Übergang zu Erneuerbaren unterstützen. Schnell steuerbare Gaskraftwerke können Flexibilitäten bereitstellen. Dazu ist in Deutschland sicher das Marktdesign anzupassen, damit solche Kraftwerke statt neuer Kohlekraftwerke gebaut werden.
Aber fossiles Gas wird langfristig nicht die Grundlage obiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse durch eine Energiewirtschaft mit breiter Beteiligung sein.
Die Rolle des fossilen Gases kann ersetzt werden durch die Bildung von Wasserstoff aus Windenergie für einen zukünftig wasserstoffgetriebenen Verkehr sowie die Methanisierung von Wasserstoff mittels des CO2 aus der Luft und damit bei der Verbrennung zu Wärme in Kraft-Wärme-Koppungs-Anlagen die CO2-neutrale Bilanz dieses Kreislaufes.

Donnerstag, 23. Mai 2013

Handle Lokal und Denke Global !!

Vorschlag zur Definition des Begriffes Energieorganismus bei Wikipedia als Verbindung von privaten, lokalen und regionalen Energiezellen im durch Infrastruktur gekoppelten intelligenten Energiesystem, um Interessen aus eigenverantwortlicher Gestaltung und einem globalen Energieverbund zu vereinen.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Energieorganismus&oldid=118800135

Sonntag, 7. April 2013

Was kann uns Lao-Tse zur Energiewende sagen?

"Sag es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir - und ich werde mich daran erinnern. Beteilige mich - und ich werde es verstehen."
(Eine weitere 2500 Jahre alte Weisheit von Lao-Tse)

Also: Akzeptanz für die Energiewende entsteht nicht durch Aufklärung und Gestaltung von "Oben", sondern durch Beteiligung und Nutzung von Chancen bei Bürgern, Energiegenossenschaften, Stadtwerken, Kommunen und Regionen. Die Energiewende ist ein Prozess von "Unten" durch Beteiligung.

Sonntag, 17. März 2013

In der Politik und den Verbänden diskutieren wir seit Jahren über die Energiewende. Bei der Bevölkerung und mittelständischen Unternehmen wird die Energiewende von unten längst gemacht. Der Film ist zwar 1,5 Stunden lang, aber unbedingt sehenswert. Der nachfolgende Link führt zum Film bei Youtube.

Leben mit der Energiewende


Sonntag, 3. März 2013

Steht Anlegerschutz gegen Klimaschutz




- Finanzminister Schäuble bremst Energiewende aus -

Im letzten Beitrag wurde folgendes Szenario zu Umsetzung der Energiewende ausgeführt:
„Es gilt nicht im Sinne der Anbetung der „Götze“ Effizienz eine zentral geplante Lösung zur Umsetzung der Energiewende mit Wertschöpfung bei wenigen Akteuren umzusetzen, sondern den maximalen gesellschaft-lichen Nutzen durch eine breite Wertschöpfung vom europäischen Energiesystem mit Großprojekten bis hin in die Kommunen, bei den Stadtwerken sowie den Bürgern und Unternehmen zu erschließen. Verbundenheit in Subsidarität und globalem Denken ist das Szenario. Handel lokal und denke global.
Die Energiewende ist beschlossen, aber der Weg zu den Zielen ist noch nicht definiert. Die Energiewende benötigt Akzeptanz. Akzeptanz wiederum entsteht nur durch Transparenz und Wissen um Chancen zur Beteiligung an der energiewirtschaftlichen Wertschöpfung. Energiewirtschaftliche Wertschöpfung in den Kommunen stärkt die Finanzkraft der Städte und Gemeinden sowie Regionen und ist ein Beitrag zur Entschuldung. Deshalb sollten die Stadtwerke Aktivitäten wie Bürgerbeteiligungen, Genossenschaften usw. nicht als Dorn im Auge betrachten, sondern als Chance begreifen, mit neuen Dienstleistungen und Geschäftsmodellen diesen Prozess zu stärken.
Stadtwerke werden damit zu aktiven Treibern der Energiewende und gewinnen neue Stärke.
Bürger, Unternehmen und Kommunen entwickeln sich wiederum als vernetzte Prosumenten zu Gestaltern von neuen Energielandschaften und bilden die Energie-Community.“
Die die Akzeptanz der Energiewende fördernde Beteiligung könnte aber vor dem Aus stehen, denn eine neue Gesetzesvorlage im Finanzministerium erschwert künftig Bürgerbeteiligungen an Wind- und Solarparks. Natürlich plant Minister Schäuble nicht, der Energiewende zu schaden, doch die neuen Richtlinien zur Eindämmung des Grauen Kapitalmarktes können genau dies bewirken. Klar ist, dass der Graue Kapitalmarkt gebändigt werden muss, denn immer wieder gelingt es Betrügern, Anleger um viele Millionen zu erleichtern, wie gerade aktuell ein Skandal zeigt. Doch wenn man dann die Anlagegrenzen auf 20000 bis 30000 Euro bei sogenannten „Ein-Objekt-Fonds“ erhöht, wo gerade diese Solar- und Windparks mit Kleinanlagen von 2000 bis 3000 € finanziert weren, schüttet man das schmutzige Bad mit dem Kinde aus. Heute befinden sich 50 Prozent der installierten erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen in der Hand von Kleinanlegern. Mit den vorliegenden Plänen von Schäuble bricht dies weg.
Es gilt also den Anlegerschutz zu verbessern sowie gleichzeitig die Beteiligung und Genossenschaften in Bürger-Erzeugungsanlagen zu erhalten. Anlegerschutz kann nicht gegen Klimaschutz stehen, sondern muss gemeinsam gewährleistet werden.
Es gilt eine breite Aufmerksamkeit in der Politik sowie in der Öffentlichkeit für das in Arbeit befindliche Kapitalanlagengesetzbuch (KAGB) zu erreichen, um einen schwer zu korrigierenden Fehler zu vermeiden.