Sonntag, 14. Juli 2013

Gesellschaftliche Kosten für Energie sowie der Nutzen einer diversifizierten und dezentralen Energiegewinnung auf der Basis erneuerbarer Energiequellen

Als Wissenschaftler ist man schon verwundert, welche polemischen Debatten unter einseitiger Sichtweise teilweise unter dem Label der Wissenschaft geführt werden.
Im Spiegel wird im Heft 12/2013 auf diese Weise eine Betrachtung zu den gesellschaftlichen Kosten der erneuerbaren Energien geführt.

Wer führt aber ehrlich eben diese Kosten in Bezug auf Kohlesubventionen, Förderungen zum Bau der Kernkraftwerke in der Vergangenheit, Kosten der Risikokostenübernahme durch die Gesellschaft sowie der ungeklärten Endlagerung auf?
Greenpeace hat zum Beispiel die Förderkosten für Kernenergie von 1950 bis 2010 auf 304 Mrd. € beziffert.
Außerdem wurden allein 2008 Kohlesubventionen in Höhe von 12,8 Mrd. € gezahlt.
Der aktuelle Versuch, Kostenbetrachtungen von Energieträgern für die Gesellschaft vorrangig für die Erneuerbaren zu führen, um Besitzstände zu erhalten, ist inzwischen offensichtlich.

Es ist natürlich richtig, dass in der Förderung der Erneuerbaren Deutschland eine Vorreiterrolle hatte und unser Land damit das Klima der Erde allein nicht rettet.
Aber gleichzeitig wurde durch Deutschland ein Umdenken in der Welt initiiert. Inzwischen unternehmen auch China und die USA starke Anstrengungen für erneuerbare Energien und für die dafür benötigte Infrastruktur.
Mit der eingenommenen Vorreiterrolle hat Deutschland die Chance für eine neue technologische Führungsposition, womit ein Beitrag für die zukünftige wirtschaftliche Stärke Deutschlands gelegt wird.

Zu beachten ist aber, dass die CO2-Reduzierung nicht allein der Treiber für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist.
Wir können die über Hunderte Jahrmillionen entstandene Ressourcen der Welt nicht einfach innerhalb von wenigen Jahrhunderten verbrennen. Wir benötigen eine nachhaltige Energiewirtschaft für unsere Nachkommen.
Im Jahre 2050 wird die Weltbevölkerung das 5-fache der heutigen weltweiten Wirtschaftskraft erreicht haben. Dies mit konventionellen Energien anzugehen, ist der Todesstoß für die menschlichen Ressourcen.

Es geht weiterhin darum, dass 1 Milliarde Menschen in der Welt keinen Zugang zu Strom haben und dieses Gerechtigkeitsproblem nicht mit den konventionellen Energien zu lösen ist.
Die gesellschaftlichen Kosten für eine fossile und nukleare Energiewirtschaft sind in vielen Ländern der Welt nicht zu tragen.
Hier bieten die Erneuerbaren weltweit vielfältige neue Chancen., um sich von wenigen Weltkonzernen, die heute die globale Energiewirtschaft beherrschen, zu emanzipieren.

Auch in Deutschland geht es um die lokalen und regionalen Chancen der Energieerzeugung, die an jedem Ort möglich ist, im Gegensatz zu konzeptionellen Energien.
Dabei handelt es sich um die Neuaufteilung der Wertschöpfungskette von wenigen Unternehmen hin zur Wertschöpfung in den Kommunen und Regionen zusammen mit ihren Stadtwerken sowie bei den Bürgern und Unternehmen.
Dies war der eigentliche Treiber des Konzeptes im E-Energy-Projekt Modellstadt Mannheim.

Um dieses verteilte, komplexe System umzusetzen, benötigen wir Smart Grids im Spartenverbund (Strom, Gas, Wärme) unter Integration der Energieflüsse für den Verkehr als Grundlage der zukünftigen  Smart Cities.
Dies ist die eigentliche Chance für die Stadtwerke als Betreiber der zukünftigen modernen Infrastrukturen sowie als Gestalter regionaler Energiekonzepte.

Natürlich ist es richtig, dass wir durch die nur auf den Ausbau der Erneuerbaren gerichteten Subventionen, uns zu wenig um die Steuerung des Systems gekümmert haben, was nun zu einem hohen Handlungsdruck bei der Umgestaltung des Marktdesigns sowie bei intelligenten Netzen führt. Auch wurde zu wenig Geld in Forschung und Entwicklung gesteckt. Insofern könnten wir beispielsweise schon einen viel höheren Wirkungsgrad bei Solarmodulen erreicht haben. Im reinen Kostenkampf zur Herstellung von Solarmoduln mit zu wenig Aufwendungen für Forschung und Entwicklung mussten deutsche Unternehmen ostasiatischen Herstellern unterliegen. Insofern ist ein Umbau in der Incentivierung von erneuerbare Energienanlagen notwendig. Aber dies ändert nichts an der obigen Begründung zum Leitsystem erneuerbare Energien.

Die Gasfraktion verlängert zwar den potentiellen Zeithorizont für konventionelle Energien. Aber dies ändert ebenso wenig an der obigen Begründung für eine nachhaltige, subsidiäre und diversifizierte Energiewirtschaft, die den heutigen Zentralismus beendet und Energie demokratisiert.

Natürlich kann Gas den Übergang zu Erneuerbaren unterstützen. Schnell steuerbare Gaskraftwerke können Flexibilitäten bereitstellen. Dazu ist in Deutschland sicher das Marktdesign anzupassen, damit solche Kraftwerke statt neuer Kohlekraftwerke gebaut werden.
Aber fossiles Gas wird langfristig nicht die Grundlage obiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse durch eine Energiewirtschaft mit breiter Beteiligung sein.
Die Rolle des fossilen Gases kann ersetzt werden durch die Bildung von Wasserstoff aus Windenergie für einen zukünftig wasserstoffgetriebenen Verkehr sowie die Methanisierung von Wasserstoff mittels des CO2 aus der Luft und damit bei der Verbrennung zu Wärme in Kraft-Wärme-Koppungs-Anlagen die CO2-neutrale Bilanz dieses Kreislaufes.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen