Freitag, 10. Oktober 2014

Energie zyklisch denken (Andreas Kießling, Gunnar Hartmann)

Obwohl die Energiewende in erster Linie einen großen und noch nie dagewesenen Prozess der Umgestaltung einleitet, verbirgt sich hinter dieser sichtbaren Veränderung der Landschaften und Städte ein womöglich noch größerer unsichtbarer Prozess des Umlernens. Die als generell sicher geglaubten Lösungsansätze stellen sich nun als die eigentlichen Probleme heraus. Bestehende Theorien und Werkzeuge als auch Werte werden allmählich ausgewechselt. Hierarchien geraten ins Wanken. Oppositionen weichen sich auf. Der umweltschützende Aktivist wird zum ökologisch denkenden Ökonom. Der Experte wird Teil eines fachübergreifenden Teams. Eine multiple Autorenschaft verändert nun stetig sowohl ihre Sprache als auch die verwendeten Begrifflichkeiten. Das Internet der Dinge ermöglicht neue Formen und Räume der Gemeinschaft und Kommunikation. Untrennbar nehmen wir bisher geglaubte technische Herausforderungen als soziale Chancen wahr. Alles bewegt sich.

http://www.amazon.de/dp/B00O7UK1PI
 
Trotz dieser Unordnung sollten wir optimistisch gestimmt das neue Zeitalter betreten. Anstatt um Standorte und limitierte Rohstoffe zu ringen, ergründen wir fortan standortspezifisch die schier endlosen Möglichkeiten erneuerbarer Energien. Eine Welt der Vielfalt und Unterschiede entfaltet sich. Die Differenzen nehmen zu. Basierend auf einer Kommunikation nicht nur zwischen Menschen, sondern vor allem zwischen Mensch und Umwelt, verlangt diese Welt nach multiplen Übersetzern.

Einerseits ermöglichen technische Übersetzer Gespräche mit der Umwelt. Unter anderem messen Sensoren Veränderungen, so zur Verortung und Koordination von Produktionsabläufen oder zur Messung von Materialkonditionen bestehender Infrastrukturen bis hin zur Erfassung gesundheitsgefährdender Daten unserer Umwelt. Sensoren ermöglichen als Übersetzer somit eine Kommunikation mit den Dingen, die uns umgeben. Dieser stetig anwachsende Informationsaustausch konfrontiert uns mit einer Flut großer Datenmengen (big data) und verlangt nach neuen Wahrnehmungsmodi. Andererseits werden jene Übersetzer benötigt, die nicht nur bereit sind, ihr erlerntes Wissen zu hinterfragen, sondern mehr noch gewillt sind umzulernen. Dieses Buch ist in gewisser Weise das Resultat einer solchen Übersetzungsarbeit. Federführend agiert der Physiker als Theoretiker. Fragend beteiligt sich der Gestalter als Pragmatiker. Viele der anfänglich aufgeworfenen physikalischen als auch technologischen Fragen zur Energieumwandlung konnten nur unzureichend mit fachspezifischen Erklärungen beantwortet werden. Dem Bild muss man in Retrospektive bei der Wissensvermittlung von Sachverhalten eine aktive und gestaltende Rolle zuschreiben. Das Buch entstand also aus der Notwendigkeit, eine Kommunikationslücke zu schließen.

Auslöser war am Anfang ein für alle Seiten äußerst metaphorischer jedoch gleichzeitig extrem produktiver Begriff des Energieorganismus. Ein Organismus steht sinnbildlich für eine komplexe Form eines einzelnen Betriebssystems, das auf Basis energetischer und kommunikativer als auch logistischer Infrastrukturen seine Existenz gewährleistet. In einem Organismus befindet sich alles im Fluss, und wiederum befindet sich jener Organismus im Fluss seiner Umwelt. Obwohl die Gesamtheit der uns zur Verfügung stehenden Energie weder erzeugt noch vernichtet werden kann (Energieerhaltungssatz), befindet sich das, was wir Energie nennen, in einem stetigen Umwandlungsprozess. In diesem Buch setzen wir uns insbesondere mit der Gesetzmäßigkeit von Energieflüssen auseinander, die besagt, dass Energie durch Wirkungen von heißen zu kalten und von konzentrierten zu zerstreuten Zuständen in Erscheinung tritt. Um Energie zu nutzen, suchen wir also die Unterschiede zwischen Zuständen, die Potentialunterschiede als Differenzen. Das Anzapfen jener Umwandlungsprozesse, das heißt, das langzeitige Nutzbarmachen der Energieflüsse für den Menschen, setzt ein Denken in Zyklen voraus. Dieses zyklische Denken ist somit der Gegenstand unserer Publikation.

Mit Hilfe dieses Buches, so hoffen wir, soll einem breiteren Publikum, vor allem jenen, die Gestaltungsprozesse initiieren, koordinieren oder an ihnen beteiligt sind, ein zyklisches Denken im Energieorganismus zugänglich gemacht werden. Jenes Denken trachtet nach langfristigen Gestaltungsstrategien. Sowohl die Gegenstände als auch die Konsequenzen, die sich aus der Gestaltung und den dazu erforderlichen Prozessen ergeben, sind fortan über ihre eigentliche Lebensdauer hinaus zu erfassen. Das vorliegende Buch liefert somit keine Roadmap und ist auch nicht als Handbuch der erneuerbaren Energien zu verstehen. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch fordert uns auf, sich von der so sehr geliebten Fiktion, den einen Lösungsansatz zu finden, ein für alle Mal zu verabschieden.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Smart Energy Community - Splash

Telekom Innovation Laboratories und das European Institute of Technology and Innovation veranstalten gemeinsam ein Smart Energy Community Event  unter der Bezeichnung "“Smart Energy Community – Ideas-Innovations-Industry” am 30. und 31. Oktover in Berlin-Adlershof.
Die Absicht ist, durch das Zusammenbringen der jeweiligen Stakeholder-Gruppen unter Hinzuziehung von Start-Ups, Academia, ThinkTanks und gesellschaftlichen Sichtweisen interessante neue Perspektiven auf eine zuweilen doch etwas festgefahrenen Debatte zu ermöglichen.

Für weitere Informationen und bei Interesse zur Anmeldung nutzen Sie bitte folgenden Link:
http://smartenergycommunity.splashthat.com/?em=187

Der Begriff Smart Energy Community dient der Betonung der Chancen von Smart Cities, Regionen, für die Bürger und vielfältigen Unternehmen.
Denn, obwohl die Energiewende in erster Linie einen großen und noch nie dagewesenen Prozess der Umgestaltung einleitet, verbirgt sich hinter dieser sichtbaren Veränderung der Landschaften und Städte ein womöglich noch größerer unsichtbarer Prozess des Umlernens und der Vervielfältigung der Akteure im Energiesystem mit sich auf neue Pfade begebenden innovativen Unternehmen mit Weitblick.