Obwohl die Energiewende in erster Linie einen
großen und noch nie dagewesenen Prozess der Umgestaltung einleitet, verbirgt
sich hinter dieser sichtbaren Veränderung der Landschaften und Städte ein womöglich
noch größerer unsichtbarer Prozess des Umlernens. Die als generell sicher
geglaubten Lösungsansätze stellen sich nun als die eigentlichen Probleme
heraus. Bestehende Theorien und Werkzeuge als auch Werte werden allmählich
ausgewechselt. Hierarchien geraten ins Wanken. Oppositionen weichen sich auf.
Der umweltschützende Aktivist wird zum ökologisch denkenden Ökonom. Der Experte
wird Teil eines fachübergreifenden Teams. Eine multiple Autorenschaft verändert
nun stetig sowohl ihre Sprache als auch die verwendeten Begrifflichkeiten. Das
Internet der Dinge ermöglicht neue Formen und Räume der Gemeinschaft und
Kommunikation. Untrennbar nehmen wir bisher geglaubte technische
Herausforderungen als soziale Chancen wahr. Alles bewegt sich.
http://www.amazon.de/dp/B00O7UK1PI
Trotz dieser Unordnung sollten wir optimistisch gestimmt das neue Zeitalter betreten. Anstatt um Standorte und limitierte Rohstoffe zu ringen, ergründen wir fortan standortspezifisch die schier endlosen Möglichkeiten erneuerbarer Energien. Eine Welt der Vielfalt und Unterschiede entfaltet sich. Die Differenzen nehmen zu. Basierend auf einer Kommunikation nicht nur zwischen Menschen, sondern vor allem zwischen Mensch und Umwelt, verlangt diese Welt nach multiplen Übersetzern.
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Trotz dieser Unordnung sollten wir optimistisch gestimmt das neue Zeitalter betreten. Anstatt um Standorte und limitierte Rohstoffe zu ringen, ergründen wir fortan standortspezifisch die schier endlosen Möglichkeiten erneuerbarer Energien. Eine Welt der Vielfalt und Unterschiede entfaltet sich. Die Differenzen nehmen zu. Basierend auf einer Kommunikation nicht nur zwischen Menschen, sondern vor allem zwischen Mensch und Umwelt, verlangt diese Welt nach multiplen Übersetzern.
Einerseits ermöglichen technische Übersetzer
Gespräche mit der Umwelt. Unter anderem messen Sensoren Veränderungen, so zur
Verortung und Koordination von Produktionsabläufen oder zur Messung von
Materialkonditionen bestehender Infrastrukturen bis hin zur Erfassung
gesundheitsgefährdender Daten unserer Umwelt. Sensoren ermöglichen als
Übersetzer somit eine Kommunikation mit den Dingen, die uns umgeben. Dieser
stetig anwachsende Informationsaustausch konfrontiert uns mit einer Flut großer
Datenmengen (big data) und verlangt nach neuen Wahrnehmungsmodi. Andererseits
werden jene Übersetzer benötigt, die nicht nur bereit sind, ihr erlerntes
Wissen zu hinterfragen, sondern mehr noch gewillt sind umzulernen. Dieses Buch
ist in gewisser Weise das Resultat einer solchen Übersetzungsarbeit.
Federführend agiert der Physiker als Theoretiker. Fragend beteiligt sich der
Gestalter als Pragmatiker. Viele der anfänglich aufgeworfenen physikalischen
als auch technologischen Fragen zur Energieumwandlung konnten nur unzureichend
mit fachspezifischen Erklärungen beantwortet werden. Dem Bild muss man in
Retrospektive bei der Wissensvermittlung von Sachverhalten eine aktive und
gestaltende Rolle zuschreiben. Das Buch entstand also aus der Notwendigkeit,
eine Kommunikationslücke zu schließen.
Auslöser war am Anfang ein für alle Seiten
äußerst metaphorischer jedoch gleichzeitig extrem produktiver Begriff des Energieorganismus. Ein Organismus steht
sinnbildlich für eine komplexe Form eines einzelnen Betriebssystems, das auf
Basis energetischer und kommunikativer als auch logistischer Infrastrukturen
seine Existenz gewährleistet. In einem Organismus befindet sich alles im Fluss,
und wiederum befindet sich jener Organismus im Fluss seiner Umwelt. Obwohl die
Gesamtheit der uns zur Verfügung stehenden Energie weder erzeugt noch
vernichtet werden kann (Energieerhaltungssatz), befindet sich das, was wir
Energie nennen, in einem stetigen Umwandlungsprozess. In diesem Buch setzen wir
uns insbesondere mit der Gesetzmäßigkeit von Energieflüssen auseinander, die
besagt, dass Energie durch Wirkungen von heißen zu kalten und von konzentrierten
zu zerstreuten Zuständen in Erscheinung tritt. Um Energie zu nutzen, suchen wir
also die Unterschiede zwischen Zuständen, die Potentialunterschiede als
Differenzen. Das Anzapfen jener Umwandlungsprozesse, das heißt, das langzeitige
Nutzbarmachen der Energieflüsse für den Menschen, setzt ein Denken in Zyklen
voraus. Dieses zyklische Denken ist
somit der Gegenstand unserer Publikation.
Mit Hilfe dieses Buches, so hoffen wir, soll
einem breiteren Publikum, vor allem jenen, die Gestaltungsprozesse initiieren,
koordinieren oder an ihnen beteiligt sind, ein zyklisches Denken im Energieorganismus
zugänglich gemacht werden. Jenes Denken trachtet nach langfristigen
Gestaltungsstrategien. Sowohl die Gegenstände als auch die Konsequenzen, die
sich aus der Gestaltung und den dazu erforderlichen Prozessen ergeben, sind
fortan über ihre eigentliche Lebensdauer hinaus zu erfassen. Das vorliegende
Buch liefert somit keine Roadmap und ist auch nicht als Handbuch der
erneuerbaren Energien zu verstehen. Ganz im Gegenteil. Dieses Buch fordert uns
auf, sich von der so sehr geliebten Fiktion, den einen Lösungsansatz zu finden,
ein für alle Mal zu verabschieden.