Politische Einigkeit besteht im Ziel,
die Transformation des Energiesystems zum Leitsystem Erneuerbare Energien bei
hoher Steigerung der Energieeffizienz zu vollziehen. Es bleibt aber die Frage,
welche gesellschaftlichen Kräfte diesen Wandel vorantreiben können.
Die Erschließung aller Potentiale an
Erneuerbaren Energien sowie der Systemumbau ist nur bei breiter
gesellschaftlicher Akzeptanz umzusetzen. Akzeptanz von Veränderungsprozessen
erfordert Transparenz durch Vermittlung von Wissen über Zusammenhänge und
wirtschaftliche Chancen für alle Beteiligten. Wissen über Chancen zur
Partizipation an der energiewirtschaftlichen Wertschöpfung führt zum Engagement
aller gesellschaftlichen Kräfte, interdisziplinärer Zusammenarbeit und
gestaltender Kraft.
Deshalb kommt der Politik die Aufgabe
zu, die Zahl der Akteure und Handlungsspielräume zu erweitern, um eine breite
Basis für die Jahrhundertaufgabe der Energiewende zu entfalten. Dies führt von
energetischer Fremdbestimmung zu energetischer Selbstbestimmung für Individuen
und gesellschaftliche Strukturen.
Daraus resultieren natürlich auch
Gefahren für etablierte Energiekonzerne, deren Wertschöpfungskette auf die zentralen
Kraftwerksblöcke ausgerichtet ist. Aber die alleinige Schaffung eines politischen
Gestaltungsrahmens für lastfernere Großprojekte, wie Offshore-Windanlagen und
DESERTEC, verbunden mit Netzausbau- und Supergrid-Konzepten geht von den
Prämissen des heutigen zentralisierten Energiesystems aus und verzögert mit langen
Zeithorizonten die Energiewende. Benötigt wird die zusätzliche Entfaltung
regionalerer Strukturen. Um aber die notwendige Verbundenheit eines sicheren
europaweiten Energieverbundes zu sichern, ist der heute noch vorhandene Strukturkonflikt
zwischen zentralisierter bzw. im Sinne der Akteursentfaltung dezentraler und
eigenverantwortlicher Energieversorgung zu lösen. Dies kann durch geteilte
Systemverantwortung in Übertragungs- und Verteilungsnetzen mit gemeinsamen
Regeln der Abstimmung sowie intelligenten Energieinfrastrukturen auf Grundlage
von Smart Grids unter Einbindung der Liegenschaften aller Netznutzer geschehen.
Damit bieten sich den regionalen Stadtwerken
als Gestalter der Infrastruktur im energieeffizienten Spartenverbund von Strom,
Gas und Wärme in den Kommunen mit größerer Kundenähe neue Chancen, als
Dienstleister für Bürger und Unternehmen, die das Thema Energie in ihren
Liegenschaften zunehmend in eigene Hände nehmen, aufzutreten. Dabei sind
private und unternehmerische Ziele, kommunale und regionale Energiekonzepte
gleichberechtigt in gesamtstaatliche und europäische Anforderungen einzuordnen,
um Subsidarität zu gewährleisten und Globalisierung zu ermöglichen. Hohe
Versorgungssicherheit wird weder durch zentralisierte Systeme noch durch
regionale Egoismen entstehen.
Es ist nicht notwendig, allein auf die
Realisierung von Großprojekten und Netzausbau zu warten. Die Reduktion der
Komplexität in der Umgestaltung des europaweiten Systems kann durch eine
Massenbewegung zur Partiziation im Rahmen eines offenen wettbewerblichen
Marktes reduziert werden. Die Energiewende bedeutet den Wechsel zum Leitsystem
Erneuerbare Energien unter hoher Betonung der dezentraleren Entfaltung eines
Energieorganismus im Lebensraum der Energie-Community im Verbund mit dem
europäischen Energiemarkt.
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