Seit Beginn des Wirkens des Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) unter dem Label Internet der Energie, des E-Energy-Programmes sowie der VDE ITG-Fokusgruppe
Energieinformationssysteme in den Jahren 2007/2008 wurde die Bedeutung der
Digitalisierung des Energiesystems hervorgehoben.
Trotz breit aufgestellter Aktivitäten unter den Begriffen
Smart Grids, Smart Markets, Smart Energy, Smart City ist die Bedeutung der
Digitalisierung für das Energiesystem bei der Politik noch nicht vollständig in
seiner umfassenden Tragweite angekommen.
Dies drückt sich auch darin aus, dass unter dem sinnvollen Begriff des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende
letztendlich nur die Smart Metering-Infrastruktur betrachtet wird, die dann auch
noch sehr verzögert und nur mit langem zeitlichen Horizont eingeführt wird.
Insofern ist es nur logisch, dass unter der
10-Punkte-Energie-Agenda des BMWi das Thema Digitalisierung fehlt.
Wahrscheinlich ist der Hinweis auf die
Notwendigkeit auf eine erweiterte informationstechnische Infrastruktur zu
abstrakt und lässt sich in der Politik zu wenig als Erfolgsthema integrieren.
Die Frage ist also, wie kann diese Infrastruktur
und ihr Ergebnis überzeugend der Politik dargestellt werden, um dafür auch eine
massenwirksame Vision zu entwickeln.
Der gemeinsame Ausgangspunkt, der noch vor wenigen
Jahren in manchen dezentralen Aspekten umstritten war, ist heute Konsens.
Wir gehen den Weg zu einem Energiesystem,
- das erneuerbar und volatiler wirkt,
- das einerseits bis in die Liegenschaften und Stadtquartiere dezentraler und vielfältiger wird,
- das aber anderseits weiter in seiner Vielfalt im europäischen Verbund mit auch zentraleren Anlagen (Offshore) eingebunden sein muss,
- in dem sich regionale Wertschöpfungschancen für Kommunen in breitem Maße entfalten und
- in dem viele neue Akteure aktiv werden bis hin zu internationalen Großunternehmen (z.B. Google, Apple, Tesla) und neue Geschäftsmodelle (Energiegenossenschaften, Bürgerwerke, Sharing-Mechanismen, Energie-Community) entstehen.
Der Automatisierung und den dezentralen
Energiemanagern hatte sich das E-Energy-Projekt moma gewidmet.
Heute ist es auch Konsens, dass wir Automatisierung
und dezentrale Regelstrukturen benötigen, die sich eingebettet in größere
Strukturen wiederholen und zusammen eine Art Energieorganismus als System aus
Systemen bilden.
Ohne IKT-Infrastrukturen, die dies wirtschaftlich,
sicher, interoperabel und automatisiert zusammenbringen, kann die beschleunigte
Entwicklung eines vollständig umgebauten Energiesystems keinen Erfolg haben.
Insofern ist Smart Metering nur ein erster Schritt.
Umfassender wurden Architekturen dazu im Konzept eines Data Access Point Managers (DAM) oder im Energieinformationssystem der VDE ITG-Arbeitsgruppe betrachtet.
In der ersten Runde des Münchener Kreises im AK
Energie wurde das Thema einer erweiterten Infrastruktur unter dem Thema
Digitalisierung ebenso aufgenommen.
Innerhalb der SINTEG-Ausschreibung des BMWi widmet
sich das Projekt C/sells in Baden-Württemberg zusammen mit Bayern und Hessen
ebenso diesem Thema unter der Überschrift Infrastruktur-Informationssystem
(IIS).
Die Frage ist nun, sollte diese Infrastruktur unter
Ausschließlichkeit bestimmter Akteure betrieben werden, wie dies RWE,
Rheinenergie oder EnBW vorschlagen oder ist dies eher ein offenes System als
Plattform des zukünftigen Smart Energy-Systems, das zwar auch durch eine
begrenzte Anzahl von Akteuren zum Erfolg geführt werden wird, aber doch eher im
Markt entsteht, obwohl es zukünftigen smarten Markt- und Netzprozessen
gemeinsam zur Verfügung steht. Hierfür steht eher eher die EWE-Position.
Unabhängig von der Rollendefinition hängt der
Erfolg der Energiewende und die Nutzbarmachung neuer Wertschöpfungschancen bis
hin zur Möglichkeit eines weltweiten Technologieexportes entscheidend an der
umfassenden und zügigen Ausprägung der Digitalisierung des Energiesystems.
In Baden-Württemberg wurde diese Aufgabe schon vor
fünf Jahren in das Regierungsprogramm aufgenommen und war dann Grundlage der
Gründung einer Smart Grids Plattform BW, wobei hier der Begriff Smart Grids umfassender im
Sinne eines multi-modalen Smart Energy-Systems vielfältiger Akteure gefasst
wird. Insofern besteht im Bund noch Nachholbedarf.
Wenn die Digitalisierung des Energiesystems nicht
durch deutsche Unternehmen sehr schnell voran gebracht wird, tun es die
Googles und Apples dieser Welt.
Also sollte ein gemeinsames Interesse von
Wirtschaft und Politik zu wecken sein.
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